Ein Faschist hat Twitter übernommen und es X genannt, jetzt nimmt sich auch Meta (Facebook, Threads und Instagram) ein Vorbild an X und entwickelt sich ebenfalls in eine völlig falsche Richtung. Ich möchte mich zurückziehen, doch das ist nicht so einfach.
Wenn man ehrlich ist, war Facebook sowieso schon lange kaputt. Schon vor Mark Zuckerbergs Ankündigung, er wolle Fakenews sowie Hass und Hetze jetzt explizit wieder erlauben auf seinen Plattformen, waren Facebook und Threads eine inhaltliche Kloake. Darüber wollte ich eigentlich anfang Januar bloggen, doch dann haben sich die News zum Thema überschlagen, während ich noch überlegte, wie ich das Thema angehe.
Am 04. Januar habe ich deshalb ein paar Beiträge auf Facebook gesammelt, die mir vom berüchtigten “Algorithmus” in die Timeline gespült wurden. Alle folgenden Beiträge erhielt ich in wenigen Minuten durch einfaches doomscrollen. In ungefähr 30 Beiträgen die mir angezeigt wurden waren diese neun dabei.
Die Facebook-App habe ich schon eine Weile nicht mehr auf dem Telefon. Als ich sie noch nutzte, war es auffällig, dass mir solche Propaganda primär am PC im Browser, aber nicht mobil in der App angezeigt wurde. Im Browser habe ich diverse Apps zum Datenschutz installiert, offensichtlich kann “der Algorithmus” meine Interessen nicht so gut verarbeiten, wenn nicht alle Drittquellen im Browser erreichbar sind. Dann fällt das System vermutlich auf einen gewissen Standardwert zurück, das Ergebnis ist bedrückend, erinnert aber an das TikTok-Experiment von “Die Tagespresse” im Dezember 2024.
Man kann jetzt darüber philosophieren, ob solche Beiträge Teil der Propagandamaschinerie der sogenannten AfD sind, oder ob sie, zumindest teilweise, von russischer Seite in die sozialen Medien gespült werden im Rahmen von Putins Krieg gegen Europa. Vermutlich steckt beides hinter einem Teil dieser Dinge. Es ist erkennbar, dass Facebook-Seiten dieser Art inzwischen in Massen erzeugt werden und das System fluten. Meta hat offensichtlich kein Interesse daran, dagegen vorzugehen, denn die Propaganda erzeugt Interaktion, damit Geld und das ist natürlich das Einzige, was den Konzern interessiert.
Mark Zuckerbergs Ankündigung
Am 7. Januar 2025 hat Mark Zuckerberg sich dann an die Öffentlichkeit gewandt und angekündigt, dass er im Sinne seiner falsch verstandenen Idee von Redefreiheit die Zusammenarbeit mit Faktencheckern beenden möchte. Er sagt, er nimmt sich X (Elon Musks Propagandaplattform, ehemals Twitter) zum Vorbild, doch man kann sich einen Zusammenhang mit dem Amtsbeginn von Donald Trump diesen Monat natürlich zumindest denken.
Ginge es nur um die Faktenchecks, wäre das ganze Thema nicht so stark hochgekocht. Ob man sich wirklich Elon Musk und X als Vorbild nehmen möchte ist äußerst fraglich. Aber es wird noch schlimmer. Im gleichen Video hat Zuckerberg bekannt gegeben, dass bestimmte Regeln gelockert werden sollen, insbesondere sollen Einschränkungen zu “kontroversen Themen” wie Migration, aber auch geschlechtlicher und sexueller Orientierung aufgehoben werden.
Was das bedeutet, kann man in der aktuellen Fassung der “Gemeinschaftsstandards” nachlesen:
Für mich sieht das so aus, als würde Zuckerberg hier in vorauseilendem Gehorsam seine Plattform auf Trump-Linie bringen, um keine Probleme nach der Machtergreifung des kommenden Präsidenten befürchten zu müssen. Das mag, aus der Perspektive eines eiskalten Kapitalisten, sinnvoll erscheinen. Aber entweder hat Zuckerberg kein Rückgrat, oder ihm waren diskriminierte Menschen schon immer egal. Er macht, was opportun ist und womit er Geld verdient. Menschen scheinen ihm nichts zu bedeuten.
Mein Umgang damit
Ich war nie ein Freund von Instagram, die Plattform war von Anfang an die Pest und ich hatte meinen Account dort nicht aus Freude daran, sondern weil ich ihn für Ehrenamts-Themen genutzt habe. An meinem privaten Profil hing aber nichts Wichtiges dran, also habe ich ihn inzwischen gelöscht. Das hat mich auch meinen Threads-Account gekostet, aber sind wir mal ehrlich, als Mastodon-Nutzer war mir Threads sowieso eher egal.
Doch was mache ich mit meinem Facebook-Account? Mein persönliches Facebook-Konto ist mir nicht so wichtig. Es ist mein drittes oder viertes Konto, ich habe Facebook immer wieder getestet, fand es blöd, bin wieder weg. Dieser Anlauf hat jetzt nur deutlich länger gehalten, aus genau den Gründen, die jetzt zum Problem werden.
Viele Vereine und Organisationen haben keine Internetseiten mehr und finden nur noch auf Facebook statt. Ich bin ehrenamtlich aktiv in Dudweiler und die Fixierung auf Facebook stört mich bereits seit Jahren. Will man wissen, was in Dudweiler los ist, muss man auf Facebook nachsehen. Entweder haben Vereine gar keine eigene Website, oder sie ist seit Jahren nicht mehr ordentlich gepflegt worden. Der Vorstand im Impressum wurde schon längst abgewählt, die Termine sind von vor fünf Jahren und es scheint keinen mehr zu interessieren. Fragt man nach, heißt es schlicht: Wir haben das alles auf Facebook/Instagram, schau dort. Auch aus diesem Grund habe ich den DudoPlaner gestartet, aber wenn man das Ganze realistisch betrachtet, lesen die meisten Menschen vermutlich die Beiträge des DudoPlaners auf Facebook und Instagram zuerst und surfen die Seite direkt an. Auch ich selbst wäre ohne den Account von Informationen abgeschnitten, die nur auf Facebook verfügbar wären. Kontakt mit befreundeten Vereinen wird schwieriger, Neuigkeiten müsste mir jemand nachtragen.
Und bei WhatsApp wird es surreal. Es ist der de facto Standard für Chatgruppen, einzelne Menschen kann man von Signal oder Threema überzeugen, aber ganze Gruppen? Ich kann meinen Account löschen, aber aus Chatgruppen von Vereinen bin ich dann raus, die werden nicht mitkommen.
Daher werde ich erst einmal meinen Account bei Facebook nicht löschen, aber nichts mehr selbst aktiv posten. Ich habe ein paar Gruppen verlassen, mehrere Facebook-Seiten mit insgesamt mehreren tausend Followern/Likes habe ich bereits gelöscht, andere Seitenverantwortungen habe ich abgegeben. Ich möchte, auch aus persönlicher Psychohygiene, zumindest weniger mit Facebook zu tun haben als aktuell. Wann ich den Account komplett schließe, weiß ich noch nicht.
Nutzt Alternativen
Bitte nutzt dezentrale und freie Alternativen, es gibt so tolle. Statt Threads/X/Facebook zu verwenden, kann man schließlich zu Mastodon oder Friendica gehen. Ja, vielleicht ist das dann nicht bis ins Detail dasselbe wie eure alte Plattform, aber dafür habt ihr ein freies soziales Netzwerk, keinen Milliardär, der die Regeln vorgibt und eine deutlich bessere Moderation, also weniger Hass und Gewalt.
Auch bei Chats bin ich natürlich ein Fan dezentraler Lösungen, da wäre Matrix mein Favorit. Aber wenn es so einfach sein soll wie WhatsApp, dann nehmt halt Signal oder Threema.
Anstatt Instagram nutzen jetzt schon millionen Menschen Pixelfed, da gibt es auch eine große deutsche Community auf pixelfed.de.
Und wenn du in einem Verein oder anderweitig ehrenamtlich tätig bist und ihr die Ressourcen dafür habt: Bitte betreibt eine eigene Website mit den wichtigsten Informationen, am besten auch mit den aktuellen News, verlasst euch nicht komplett auf soziale Medien.
Das Internet lebt davon, dass wir alle dezentral daran teilhaben, überlasst es nicht den Milliardären.